Hilfe für Kriegsflüchtlinge
Seit inzwischen drei Jahren ist Larissa Böhnke als ehrenamtliche Dolmetscherin für das DRK in Wanzleben tätig. In der Zeit hat sie viele Ukrainer bei der Integration in der Börde unterstützt.
Vor nunmehr 25 Jahren ist die heute 59-jährige Larissa Böhnke mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen. Heute ist sie ein wichtiger Faktor für den DRK-Kreisverband Wanzleben bei der Kommunikation mit Flüchtlingen aus der Ukraine. Warum ist das so?
Larissa stammt aus der West-Ukraine und wohnt heute in der Stadt Seehausen. Einst hat sie ihren Dieter in Wolmirstedt kennen und lieben gelernt. Mit der Heirat ist sie ihm in die Seestadt gefolgt. Die gelernte Krankenschwester hat in ihrer Zeit in Deutschland viel in verschiedenen Bereichen gearbeitet. Ihr Abschluss wurde seinerzeit nicht anerkannt, obwohl sie gute 15 Jahre Praxis vorweisen konnte. Ein Problem, das es heute in der Form nicht mehr gibt. Aber einfach war es für die engagierte Frau keineswegs. Sie hat die deutsche Bürokratie in vollen Zügen kennenlernen dürfen. So hat sie 2004 einen Antrag auf die Deutsche Staatsbürgerschaft gestellt und diesen erst im Jahr 2017 bewilligt bekommen. Selbst der gemeinsame in Deutschland geborene Sohn könnte davon eine Geschichte erzählen. „Heute ist das alles ganz anders“, sagt Larissa. Seit etwa drei Jahren sorgt sie dafür, dass es ihre nach Deutschland kommenden Landsleute einfacher haben. „Das hat mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine angefangen“, verrät sie. Zunächst ging es ihr und ihrem Mann darum, Spenden für Kriegsflüchtlinge anzunehmen. „Die Resonanz war einfach riesig“, sagt die 59-jährige. „Die Leute haben viele Gebrauchsgegenstände gespendet, Bettwäsche, Kleidung, alles, was man so braucht.
Zudem bot sich Larissa als Dolmetscherin an. Das wird auch heute noch gern von den Ämtern genutzt, und die engagierte Frau ist mit dem Herzen dabei. Den Weg nach Wanzleben hat sie gefunden, als sie einmal wieder eine Familie in das Soziale Zentrum „Alter Bahnhof“ des DRK-Kreisverbandes begleitet hat. Die Leiterin Barbara Schürmann hatte sie angesprochen, ob sie denn nicht auf ehrenamtlicher Basis für das DRK tätig werden könne. „Larissa hat keine Sekunde gezögert“, sagt die Leiterin. Mittlerweile hat sie schon 25 ukrainische Familien in Wanzleben kennenlernen dürfen. Diese wohnen heute in der Sarrestadt und kommen auch regelmäßig zur Tafel.
Immer freitags in der Zeit von 9 bis 14 Uhr ist Larissa Böhnke nun in Wanzleben präsent. „Das ist auch der Tag, an dem die Ukrainer meist zur Tafelausgabe kommen“, sagt sie. Dann steht sie schon parat und begleitet die Besucher auch schon mal in den Kleiderladen. Zudem gibt es viele persönliche Gespräche. Dabei geht es um das zuvor oft im Kriegsgebiet Erlebte. Aber auch das Zusprechen von Mut und Anteilnahme gehören dazu. Am gestrigen Freitag sind Tatjana Istomina und ihr 18-jähriger Sohn Jaroslaw im Sozialen Zentrum zu Besuch. Die 39-jährige Ukrainerin ist vor neun Monaten nach Deutschland gekommen – mit ihren beiden Söhnen. Zuvor wohnte die Familie in Charkiw. Die Stadt ist immer wieder Ziel von Bombenangriffen gewesen.
Während die Söhne in Oschersleben und in Wanzleben zur Schule gehen, ist das Leben für Tatjana nicht so einfach. So gibt es Behördenschreiben, die die Dolmetscherin sichtet und auswertet, um dann eine entsprechende Antwort zu verfassen.
Dieses Mal ist es ein Schreiben der GEZ, in dem die Ukrainer zur Zahlung des Rundfunkbeitrages aufgefordert werden. Solche Fälle kennt Larissa Böhnke schon zur Genüge. „Flüchtlinge sind von der Zahlung befreit“, sagt sie. Eine entsprechende Antwort muss jedoch erstellt werden.
Aber da ist Dolmetscherin dann schon wieder in ihrem Element. Ungleich schwieriger ist es da schon, zu erklären, was denn die GEZ ist und wofür Geld verlangt wird. Aber auch das gelingt ihr letztendlich. Der ehrenamtliche Job macht ihr Spaß und das merken ihre ukrainischen Klienten letztendlich auch.
Volksstimme, 07.06.2025 (Christian Besecke)