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Hunde, Drohnen und die Feuerwehr

Über 100 Rettungskräfte von Feuerwehr, DRK und andere stehen zum Gruppenfoto zusammen

Auf dem alten Militärgelände im Mahlwinkler Wald werden Vermisstensuche und Rettung nach einem Unfall trainiert.

Rettungshunde bellen im Wald von Mahlwinkel, Drohnen steigen auf und viele Verletzte schreien, während Feuerwehrleute an einer Unfallstelle ein Auto aufschneiden und Menschen beruhigen. Das alles gehört zu einer Großübung, bei der knapp 140 Rettungskräfte gemeinsam Großschadenslagen trainieren - in dem Umfang eine Premiere. 

Ein großer Bus ist in einen Pkw gerast, etliche Menschen an der Unfallstelle sind verletzt, einige haben sich verwirrt von der Unfallstelle entfernt - ob sie verletzt sind, ist unklar. Eine solche Situation, in Retterkreisen „ManV" (Massenanfall an Verletzten) genannt, möchte niemand freiwillig erleben und doch geschieht es so oder so ähnlich immer wieder. 

Und dann müssen alle Beteiligten ganz genau wissen, was zu tun ist und auch, was andere Retter können. “Diese Zusammenarbeit mit den Rettungshundestaffeln, der Drohnenstaffel und unterschiedlichen Feuerwehren zu üben, hilft uns im Ernstfall, denn dann wissen wir, was die anderen leisten können“, sagt Ortswehrleiter Marco Schönrock aus Mahlwinkel. Seine Partnerin Sandra, Gruppenführerin bei der Mahlwinkler Wehr, hat die verschiedenen Szenarien und Einsätze in wochenlanger akribischer Planung vorbereitet und mit Hilfe von Jenny Duhme auch die Einsatzleitstelle übernommen. Mit im Trainingseinsatz waren neben der Mahlwinkler Truppe mit 16 Jugendlichen, die als Statisten eingesetzt wurden, auch die Feuerwehren aus Angern, Ringfurth, Colbitz, Klein Ammensleben, Dolle und Loitsche. Die Rettungshundestaffeln kamen aus Wanzleben und Naumburg/Nebra mit Verstärkung einzelner Rettungshundeführer aus Magdeburg, Hannover, Braunschweig und Sylt. 

Drei Tage zogen die Rettungshundeführer samt 35 Hunden im Mahlwinkler Wald ein. Sie nutzten gemeinsam mit anderen Beteiligten ein Behördentrainingszentrum, in dem sonst Polizei und Spezialkräfte üben, in dem man aber auch ganz angenehm übernachten, essen und duschen kann. Auf dem Gelände des Eventparks Mahlwinkel - früher Teil der sowjetischen Garnisonsstadt Mahlwinkel - gibt es zahlreiche Gebäude, Bunker und Waldflächen, die für eine solche Großübung gut genutzt werden konnten. 

Neben dem großen Busunfall gab es einen Verletzten in einem Bunker, einen Mann, der unter einem Baum eingeklemmt worden war, Vermisste in verschiedenen Bereichen - sogar im Raum Tangerhütte wurde Mantrailing mit Hunden trainiert. Ein ABC-Unfall mit Verätzungen durch eine hochkonzentrierte Lauge wurde simuliert und jemand, der in einen Schacht gefallen war, gerettet. Zwischendurch organisierten die Hundestaffeln aus Naumburg/Nebra und Wanzleben weitere kleinere Ausbildungseinheiten und auch die Drohnenstaffel der Johanniter aus Zielitz nutzte die Großübung, um sich mit anderen Rettungskräften zu vernetzen. Die Drohnenstaffel gibt es erst seit Mai dieses Jahres. Sie kommt dann zum Einsatz, wenn man schnell Menschen finden muss, und kann über Wärmebildkameras Orientierung geben. Teil dieser Einsatzgruppe um Staffelleiter Fabian Harsteln ist auch ein geländegängiges Motorrad, mit dem man dann Fundorten nachfahren kann.

“Die Drohnenstaffel wird angefordert, wenn sich technische und biologische Ortung von Vermissten ergänzen müssen“, erklärt Riccardo Meiling von der DRK-Rettungshundestaffel Wanzleben. Diese war mit 14 Hundeführern vor Ort, der Kreisverband Naumburg/Nebra mit 17 Aktiven. „Wenn ein schneller Überblick im Gelände aufgrund niedriger Temperaturen oder anderer Unwägbarkeiten wichtig ist oder in schwierigem Gelände Gefahren für die Hunde drohen könnten, ist die Drohnenunterstützung von großem Wert“, erklärt der Fachmann.

Immer wieder liefen an dem Tag die Funkgeräte mit neuen Einsätzen heiß und die Teams starteten ins Gelände. In der Einsatzbasis wurden gesponserte Würstchen, Kartoffelsuppe und Kuchen serviert - bei 140 Personen plus Gästen ebenso eine organisatorische Herausforderung. Der Umfang der Übung war auch für Verbandsgemeindebürgermeister Stefan Crackau und den Bürgermeister Egbert Fitsch aus Angern, zu dem Mahlwinkel gehört, eine neue Sache. 

Beide waren am Haupteinsatztag mit vor Ort und erlebten Personenrettungen und Unfalleinsätze live mit. Von dem, was da im Ehrenamt sowohl an Vorbereitung und Organisation, aber auch im Einsatz selbst geleistet wird, waren sie schwer beeindruckt. Und sie würdigten, dass die Übung in dem großen Rahmen dank der Unterstützung des Eventparks Mahlwinkel so möglich wurde. Dort gibt es seit Jahren eine enge Zusammenarbeit mit der Mahlwinkler Feuerwehr. Und in der Feuerwehr gibt es wiederum Mitglieder, die auch in der Rettungshundestaffel Wanzleben aktiv sind und die Idee für die Großübung einbrachten.

Der MDR-Beitrag ist hier zufinden: https://1.ard.de/mdr-hunde-spurensuche?ml=

Volksstimme, 14.10.2025 (Birgit Schulze)