Leben retten in der Arena
Der DRK-Kreisverband Wanzleben ist Gastgeber für die Ausbildungstage der Notfallsanitäter in Oschersleben. Die Veranstaltung steht ganz neu auf dem Plan der Landesrettungsschule.

Ein Auto kollidiert mit einem Motorrad, ein Fahrradfahrer liegt schwerverletzt im Graben. Die Retter haben alle Hände voll zu tun. So wild ist es in der Motorsportarena zugegangen. Aber keine Panik, alles quasi nur eine Übung, allerdings eine richtig große. Die Ausbildungstage für Notfallsanitäter in der Motorsport-Arena Oschersleben haben es nämlich in sich. Insgesamt 27 Rettungssanitäter der Landesrettungsschule der DRK- und ASB-Landesverbände Sachsen-Anhalt sind an den zwei Tagen voll aktiv. Sie absolvieren in ihrer berufsbegleitenden Weiterbildung zum Notfallsanitäter im Medical-Center der Arena eine echte Premiere.
„Die Idee für die Ausbildungstage auf diese Weise zu absolvieren, stammt von Dr. Christoph Kern“, berichtet DRK-Sprecherin Juana Nebauer. Dieser ist der Ärztliche Leiter eben des Medical-Centers, Ausbilder für die beiden Landesverbände und Dozent an der Landesrettungsschule. Er hat das besondere Praxistraining initiiert. Begleitet und unterstützt wurde er durch weitere Dozenten der Landesrettungsschule und einem Gastdozenten der Rettungsdienstschule Braunschweig. „Ziel dieser Veranstaltung war, die praxisnahe Ausbildung zum Thema Traumatologie (Lehre von Wunden und Verletzungen) mit authentischen Verletztendarstellenden, realistisch geschminkten Wunden und echten Fahrzeugen als Ergänzung der schulischen Ausbildung im Klassenraum“, umschreibt Dr. Christoph Kern die Veranstaltung. Denn durch höhere Realitätsnahe seien Szenarien erlebbar und fördern damit das Lernen. An beiden Ausbildungstagen Rettungs- und Immobilisationstechniken (Maßnahmen zu Ruhigstellung und Stabilisierung verletzter oder erkrankter Körperregionen) sowie einfache und auch komplexe Szenarien zur Festigung bereits erlernten Wissens geübt. „In einer echten Notsituation ist eine präzise und schnelle Einschätzung des Patienten entscheidend“, weiß der Fachmann und Ausbilder. Die realistische Notfalldarstellung helfe den Rettungskräften, schnell die Lage zu erfassen, um gezielt handeln zu können. Aus diesem Grund waren auch zwei Fachfrauen des Teams „Notfalldarstellung“ des DRK-Kreisverbandes Wanzleben ebenfalls im Einsatz. Sie bereiteten die Einsatzszenarien für die Auszubildenden so realistisch wie nur möglich vor. Als Darsteller wurden vier Mitarbeitende der Streckensicherung der Motorsport-Arena Oschersleben eingesetzt.
Es gab Szenarien, wie Verkehrsunfälle mit Fahrrad, Motorrad und Auto sowie Unfälle mit mehreren Verletzten. „Verletzungen wurden äußerst realistisch geschminkt, Rauch oder Glasbruch simuliert, und die Darsteller zeigten dem Verletzungsbild entsprechende Reaktionen und Verhaltensweisen“, sagt Juana Nebauer. So konnten realitätsnahe Übungen mit Alarmierung, Anfahrt zur Einsatzstelle, Patientenversorgung und der Transport der Verletzten sowie die Übergabe an das Schockraumteam im Medical-Center trainiert werden.
Ein weiteres Ziel der Übung war die interdisziplinäre Kommunikation mit anderen Einsatzkräften wie der Feuerwehr, Polizei und der Rettungsleitstelle. „Auch wenn die praktische Ausbildung im Fokus stand, kam das kameradschaftliche Miteinander nicht zu kurz“, versichert die Sprecherin. So wurde gegrillt, und Mutige begaben sich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Inlineskates auf die Rennstrecke, um diese zu erkunden. „Die intensiven Ausbildungstage wurden von den Teilnehmern als tolle, lehrreiche, aber auch anstrengende Erfahrung reflektiert“, resümiert Dr. Christoph Kern. Der Wunsch nach einer jährlichen Wiederholung wurde geäußert. Das Medical-Center der Motorsport-Arena Oschersleben ist übrigens ein hochmodernes „kleines Krankenhaus“, mit eigenen Rettungswagen und einem Hubschrauberlandeplatz. Der DRK-Kreisverband Wanzleben betreut die Einrichtung mit rund 80 haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräften. Seit 1998 ist das Medical-Center eine vom Land anerkannte Lehrrettungswache und somit ein attraktiver Ausbildungsstandort.
Volksstimme,06.05.2025 (Christian Besecke)